Wir, Doris und Johannsen, haben es nun endlich mal wieder geschafft, gemeinsam auf Reisen zu gehen. Bosnien ist eines unserer liebsten Reiseziele, da es recht nahe liegt, unvergleichlich schöne und abwechslungsreiche Natur bietet und man Low budget Urlaub abseits des Massentourismus machen kann. Diese Reise führt uns in den Nationalpark Una, der im äußersten Nordwesten von Bosnien und Herzegowina entlang der Grenze zu Kroatien liegt. Das Naturparadies erstreckt sich südlich der Stadt Bihać und umfasst die Canyons der Flüsse Una und Unac sowie die umliegenden Regionen. Die Plitvicer Seen in Kroatien sind nur etwa 40 km entfernt. Der Park ist bekannt für seine unberührte Natur, spektakulären Wasserfälle und eine reiche Artenvielfalt. Braunbären, Wölfe, Luchse und Wildschweine sind hier heimisch. Zudem gibt es mehr als 150 Vogelarten, darunter Steinadler, Wanderfalken und Wasseramseln. Die beiden Flüsse Una und Unac bieten ideale Bedingungen für Wassersportarten wie Rafting und Kajakfahren. Es gibt gut und weniger gut markierte Wander- und Radwege, die durch die malerische Landschaft führen. Für Kulturliebhaber gibt es etliche alte Klöster und mittelalterliche Burgen bzw. Burgruinen.
Tag 1 – Auf nach Kulen Vakuf
Heute gehts los von Šid in Serbien aus nach Kulen Vakuf, einem kleinen Ferienörtchen, das mitten im Nationalpark Una liegt. Dafür fahren wir über die Grenze nach Kroatien und die Autobahn Richtung Zagreb entlang. Ein Stück südlich von uns liegt Bosnien, aber da es dort keine Autobahn gibt, ist der Weg über Kroatien die schnellere Variante. Ein Stück vor Zagreb fahren wir ab Richtung bosnische Grenze und durch den Nationalpark Lonjsko polje. Eine Brücke über den Fluss Una, der die beiden Länder teilt, führt uns zu einem mini Grenzübergang und schon sind wir in Bosnien. Unser Weg führt uns entlang des Flusses Una durch eine atemberaubend schöne Landschaft und durch größere und kleinere Orte. Die Straßen sind gut ausgebaut und wenig befahren. Bei der Kreishauptstadt Bihac fahren wir dann Richtung Süden und schon bald in den Nationalpark Una. Sobald wir die Hauptstraße verlassen, sind kaum noch Autos unterwegs und wir erreichen schließlich unseren kleinen Urlaubsort Kulen Vakuf. Unser Apartment liegt am Rand des Ortes direkt am Fluss mit einem spektakulären Ausblick auf den Fluss und die mittelalterliche Burg Ostrovica. Unser Vermieter ist sehr nett und das großzügige und gut ausgestattete Apartment kostet nur 35,- Euro pro Nacht. Nach der langen Fahrt wollen wir uns noch etwas bewegen und so machen wir uns nach kurzer Rast auf den Weg hinauf zur Burg und erkunden den Ort. Der Ort ist überschaubar, hat aber einen kleinen Supermarkt für die notwendigsten Dinge und mehrere Restaurants.







Tag 2 – Wanderung zum Štrbački Buk und Besuch von Bihać
Unser erster Urlaubstag beginnt mit strahlend schönem Wetter und so nutzen wir ihn für eine Wanderung von der Ostseite des Parks zu den bekanntesten Wasserfällen, den Štrbački Buk. Auf Komoot finden wir eine Wanderung, die für unsere Bedürfnisse ideal und nicht zu lange erscheint. Wir müssen ja mitbedenken, dass wir stets bergauf oder bergab gehen müssen. Unser Startpunkt ist im kleinen Örtchen Ćukovi und wir stehen gleich vor dem Problem, dass es hier keine öffentliche Parkmöglichkeit gibt. Kurzerhand parken wir am Straßenrand und hoffen, dass wir das Auto nach unserer Wanderung wieder unbeschadet vorfinden. Die Strecke führt uns durch den Wald steil bergauf. Wir bleiben aus Mangel an Wegweisern immer auf dem Hauptweg und merken leider erst viel zu spät, dass wir schon vor etlichen Kilometern einen Abzweig hätten nehmen müssen. Mittlerweile ist es ziemlich heiß und wir sind vom langen Bergaufgehen auch schon total verschwitzt, aber wir entscheiden uns trotzdem bis zum Abzweig zurückzugehen und die Wanderung fortzusetzen. Die Alternative wäre, zurück zum Auto zu gehen und mit dem Auto zu den Wasserfällen zu fahren. Ab dem Abzweig geht es immer steil bergab, aber wir erreichen schon 40 Minuten später die Wasserfälle. Unterwegs treffen wir eine Gruppe von Frauen, begeisterte Wanderinnen, die im Verein mitarbeiten, der die Wanderwege im Nationalpark pflegt und ausbaut. Was für ein Glück, dass Johannsen die Landessprache spricht und so entsteht ein reger Austausch über den Nationalpark und das Wandern im Allgemeinen. Die Wasserfälle sind wirklich unglaublich schön. Auf Holzwegen und mehreren Plattformen kann man sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln sehen und natürlich fotografieren. Auf der gegenüberliegenden Seite weht die kroatische Fahne – wir sind direkt an der Grenze.





Auf einer Wiese gibt es die Möglichkeit zum Picknicken und ein Restaurant lädt zum Verweilen ein. Wir machen uns aber bald wieder auf den Weg zurück zu unserem Ausgangspunkt. Unser Auto steht noch ans seinem Platz – hurra. Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir haben beide keine Lust auf Kochen im Apartment, also beschließen wir nach Bihać zu fahren und uns ein nettes Restaurant zu suchen. Bihać ist die Hauptstadt dieses Bezirks und malerisch an der Una gelegen. Restaurants gibt es unzählige – für uns ist es wichtig, dass es auch vegetarische Gerichte gibt und eine glutenfreie Auswahl abseits von Salat und Pommes. Gar nicht so einfach hier am Balkan. Wir haben Glück – in der Altstadt finden wir ein kleines nettes Lokal wo wir beide passende Gerichte finden. Das Essen ist gut, aber Höhepunkt der Mahlzeit ist wohl, als Doris von den Kindern am Nachbartisch mit Hühnerteilen beworfen wird. Die Kinder wollten das Essen zwar nicht auf Doris werfen, sondern den Tauben am Boden zuwerfen, aber nonetheless.
Auffällig ist, dass obwohl wir uns in der Hauptstadt dieser Region befinden, in den meisten Restaurants nur Barzahlung möglich ist. Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt. Wie gut, dass man sich hier auch mit Euros zufrieden gibt, und man nicht darauf besteht, dass wir in der Landeswährung, Mark, zahlen.



Tag 3 – Martin Brod und Festung Havala
Der nächste Tag beginnt leider regenreich und nebelig. Wir wollen es trotzdem wagen und weiter nach Süden fahren – nach Martin Brod – dort soll es große und kleinere Wasserfälle geben. Die Straße ist teilweise eine Schotterfahrbahn und mehrmals haben wir Angst, im Schlamm stecken zu bleiben. Die Straßenverhältnisse erinnern mich an Island, nur hatte ich da ein Auto mit Vierradantrieb. Aber alles geht gut und wir kommen wohlbehalten in Martin Brod an. Zu den Wasserfällen sind es vom Parkplatz nur wenige Schritte und wir sind einmal mehr überwältigt von der Schönheit die sich uns bietet.
Trotz Regen folgen wir dann einem schmalen Weg mit Wegweiser, der uns zu einem See führen soll. Es ist tatsächlich nicht weit, aber von hier gibt es noch einen Pfad bergauf zu einem „Vidikovac“, einem Aussichtspunkt. Wir können beide nicht widerstehen und klettern den schmalen Pfad hoch und werden nach ein paar hundert Metrern mit einer tollen Aussicht belohnt. Mittlerweile sind wir beide ziemlich durchnässt, also machen wir uns auf den Rückweg. Kurz vor dem Parkplatz finden wir noch ein Hinweisschild zu den „kleinen“ Wasserfällen. Also doch noch mal ein Stück gehen. Ist ja auch schon egal – nass sind wir ohnehin schon. Wir werden nicht enttäuscht. Diese kleineren Wasserfälle mit der Brücke über den Fluss sind schon auch sehenswert.











Jetzt geht es aber wirklich wieder zurück in die Unterkunft. Die eiskalten und nassen Füße wollen ins Trockene. Der spätere Nachmittag meint es dann wieder gut mit uns – die Sonne kommt hervor und es ist merklich wärmer. Ein Spaziergang zu der alten Festung Havala ist jetzt genau das Richtige. Dort steht nur noch ein Tor und ein paar Steine, aber viele alte, aber auch neuere Grabsteine finden wir verteilt auf dem ganzen Areal.
Zurück im Ort geniessen wir noch ein paar Sonnenstrahlen am Ufer der Una und endlich tauchen wir auch die Füße ins Wasser – brrrrr – eiskalt – genau richtig für ein Eisbad. Zu Schade, dass wir die Badesachen nicht dabei haben.



Tag 4 – Auf nach Banja Luka
Unsere Zeit in Kulen Vakuf und im Nationalpark Una ist nun leider zu Ende. Wir ziehen weiter nach Banja Luka, der Hauptstadt der Republika Srpska und der zweitgrößten Stadt Bosniens. Tschüss ihr grünen Hügel, Wasserfälle und schlecht beschilderte Wanderwege in fast unberührter Natur.
Der Weg auf der Bundesstraße führt ebenfalls durch eine atemberaubende Landschaft und wir würden am liebsten alle paar Meter stehen bleiben, um diese Landschaft auf Fotos einzufangen, die dem Original nicht das Wasser reichen können. Was Doris unsere Fahrerin besonders genießt, auf dieser Bundesstraße ist kaum Verkehr. Wir fahren einen kleinen Umweg und machen Rast und ein Picknick am See Balkana.


Da wir in diesem Urlaub noch nicht genug Wasserfälle gesehen haben, machen wir auf der Weiterfahrt nach Banja Luka noch einen Abstecher zu dem Ort Krupa na Vrbas und den dortigen kleineren Wasserfällen. Dieser Weg führt uns über Straßen, die Doris besonders liebt – not. Enge Bergstraßen zwischen tiefen Schluchten, die uns an unsere Fahrten durch Südwestserbien und Montenegro erinnern.


Nach kurzer Zeit erreichen wir dann endlich Banja Luka und obwohl Doris ein wenig zu kämpfen hat mit dem irren Fahrstil in Banja Luka, schaffen wir es problemlos zu unserem schnuckeligen, kleinen Hotel unweit der Altstadt.
Wir machen nur einen kleinen Spaziergang und begeben uns auf die Suche nach Abendessen. Für so eine im Vergleich mit anderen europäischen Städten kleine Stadt hat Banja Luka echt einiges an vegetarischen und glutenfreien Optionen zu bieten. Mehr dazu dann morgen.



Tag 5 – Banja Luka
Regen, Regen, Regen. Leider beginnt unser Tag in Banja Luka nicht so, wie wir uns es nach der gestrigen schwülen Hitze erhofft hatten. Es schüttet wie aus Eimern und es ist arschkalt. Das müssen wir jetzt leider so hinnehmen. Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel machten wir uns trotz Regen auf den Weg. Wir begeben uns erst mal in das nahe gelegene Einkaufszentrum mit riesiger Markthalle auf die Suche nach einem Regenschirm.
Mit Regenschirm gewappnet machen wir uns auf die Burg zu erkunden, müssen aber nach kurzer Zeit das Handtuch werfen, weil wir einfach komplett durchnässt sind. Ich glaube, mein Lieblingsmoment während dieses kurzen Abenteuers ist, als wir versuchen eine Brücke zu überqueren und Doris sich panisch an die Geländer presst, weil sie nicht von den Wasserfontänen der Autos, die durch Schlaglöcher fahren, getroffen werden will.





Am frühen Nachmittag wagen wir uns trotz Regens wieder nach draußen, weil wir schön langsam Hunger bekommen. In unserer Nähe gibt es ein mexikanisches Restaurant mit authentischem mexikanischem Essen, das Veggie Optionen anbietet und Tacos, die ja von Natur aus glutenfrei sind. War total lecker und können wir auf jeden Fall weiterempfehlen.
Da wir nicht den ganzen restlichen Tag im Hotel verbringen möchten, machen wir uns mit wohlgenährten Bäuchen auf in den Regen und auf eine Second Hand Shopping Tour durch die Innenstadt von Banja Luka. Neben Second Hand Kleidung shoppen wir auch noch bei Chocology, die handgemachte, vegane, glutenfreie Pralinen verkaufen.
Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir flanieren durch die Straßen vorbei an der hässlichsten Kirche, die wir je gesehen haben. Zwischendurch belohnen wir uns mit den weltbesten Knödeln bei Gotiva Knedle, und ja, die haben sogar vegane und glutenfreie Varianten. Zum Abschluss besuchen wir noch das Museum für Moderne Kunst, das kostenlos und absolut einen Besuch wert ist 🙂







Am nächsten Tag geht es auch schon wieder heimwärts. Das war unser zweiter Urlaub in Bosnien-Herzegowina und wir können eins mit Sicherheit sagen – es gibt hier einiges an verborgenen Naturschätzen. Das Land mag klein auf der Landkarte wirken, doch wer wie wir die ursprüngliche Natur des Landes erlebt hat, spürt sofort, dass hier etwas Besonderes schlummert. In Bosnien findet man nicht nur grüne Weiten, Berge und klare Flüsse – man findet Ruhe, Ursprünglichkeit und das Gefühl, wieder mit der Natur verbunden zu sein. Vielleicht ist es genau das, was das Land für uns so besonders macht?
