Diesmal bin ich Johannsen mit Partner im serbischen Ski-Ort Divčibare unterwegs. Dieses Jahr habe ich mir einen Wanderführer für Serbien gekauft, auf der Suche nach schönen Wanderungen und Ausflugszielen für die Familie. Wie schon in anderen Artikeln erwähnt sind wir Fans des Rother Wanderführer, der obligatorisch immer auf unseren Reisen dabei ist. Für Serbien gibt es leider noch keinen Rother Wanderführer und, wie ich leider festellen musste, auch keine anderen Wanderführer, weder auf Serbisch, noch auf einer anderen Sprache. Nach langer Suche habe ich nun endlich einen gefunden, einen Rad- und Wanderführer, der aus dem Englischen ins Serbische übersetzt wurde, aber okay, immerhin etwas.
Nach diesem Wanderführer haben wir den Ort Divčibare für unseren Urlaub ausgewählt. Er befindet sich auf einer Höhe von 980m und wird von mehreren Bergen umringt. Die Unterkunft ist klein, aber fein, hier werden wir sowieso nicht viel Zeit verbringen. Wir möchten viel wandern und raus in die Natur.
Nach der Ankunft fühle ich mich vom Ort mehr als unterwältigt. Das Übel, das ich Massentourismus nenne, macht auch hier nicht halt und soweit das Auge reicht, sieht man Baustellen, man hört sie schon aus der Ferne. Moderne, monströse Apartmenthäuser tummeln sich an allen Ecken und Enden. Mit Baumaterialien beladene LKWs brettern die steilen, engen Bergstraßen hinauf und mitten durch den Ort. Die Natur wird zerstört, von Ruhe keine Spur mehr, I hate it! Aber … man muss jedem Ort eine Chance geben, bevor man ihn abschreibt.
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Gut angekommen und wohl genährt von der heimischen Küche erkunden wir erst ein paar Wanderpfade durch den Ort, aber da wir noch ein paar Kalorien zu verbrennen haben, machen wir uns entlang des alten Sessellifts auf zur ersten von sechs Bergspitzen, die Divčibare umzingeln, dem Crni Vrh (Schwarzer Gipfel), der in 1043 Metern Höhe liegt. Danach haben wir aber für heute genug und es geht entlang des neuen Sessellifts wieder ab für uns in die Unterkunft. Hier oben gibt es übrigens auch etliche Waldwege für Mountainbikes.






Für morgen planen wir eine Wanderung, einen Rundweg über die sechs Bergspitzen um Divčibare, der etwa 17 km lang ist. Wir sind allerdings beide etwas skeptisch, da die Wanderung als mittlere bis schwere Wanderung angegeben ist und wir zwar Naturliebhaber, aber nicht allzu routinierte Wanderer sind. Mal sehen.
Ein neuer Tag beginnt und damit auch unsere zuvor erwähnte Wanderung. Wir machen uns auf entlang der Hauptstraße und wenden uns nach ca. 20 Minuten auf den Wanderweg Richtung Aussichtspunkt „Golubac“, der erste Berggipfel auf dieser Wanderung. Von dort aus teilt sich der Weg, man kann nach links Richtung Aussichtspunkt „Mali Golubac“ wandern, wir wenden uns jedoch nach rechts Richtung „Ljuti Krš“ und folgen weiterhin den Anweisungen in unserem Wanderführer. Wir wandern über eine wunderschöne Alm, umringt von Nadelwäldern, vorbei an einem alten Bauernhaus, wo ein alter Bauer und eine alte Bäuerin in traditioneller Tracht Schafe hüten. Ich hätte sie so gern fotografiert, wollte aber nicht aufdringlich sein.






Nach dem Bauernhaus geht es durch den Wald immer weiter bergab und der Weg wird immer schmäler, bis wir uns irgendwann vorsichtigen Schrittes und ich vor allem am Hintern an einem steilen Hang die Schlucht hinabbegeben. An dieser Stelle überlegen wir auch mehrmals wieder umzukehren, wollen es aber dann doch irgendwie schaffen. Ganz unten angekommen wissen wir zwar, dass wir den Bach überqueren müssen und auf der anderen Seite nach oben klettern müssen, es ist aber absolut nicht ersichtlich wo der Weg weitergeht, Markierungen sehen wir auch keine. Wir überqueren also den Bach, schlagen uns durch das Unterholz und versuchen uns an Google Maps zu orientieren, bis wir schließlich wieder auf einem der Hauptwege landen. Nun ist es wirklich nicht mehr weit zum Aussichtspunkt „Ljuti Krš“ und diese Aussicht war diesen Ab- und Aufstieg mehr als wert.






Jetzt geht es nochmals ein kurzes Stück weiter zum „Vrh Stražara“, den wir sehr bald erreichen und wo wir kurz innehalten, um uns zu orientieren. Ich nutze die Zeit um Schafgarbe und Johanniskraut zu pflücken, die es hier in Hülle und Fülle gibt.
Mittlerweile haben wir die Hälfte der eigentlich geplanten Wanderung hinter uns und beschließen, dass es uns für heute reicht und wir jetzt etwas essen gehen wollen. Es hetzt uns ja nichts und wir setzen die Wanderung dann einfach morgen fort. Von hier aus geht es bloß ein Stückchen bergab und schon sind wir wieder in Divčibare.


Der nächste Tag ist angebrochen und wir machen uns auf Richtung „Kraljev Sto“, auf einem dieser Wanderwege wo wir mal wieder komplett alleine unterwegs sind, es ist fast schon unheimlich. Es ist wunderschön hier oben und ziemlich lange geht es recht eben dahin, wobei uns mal wieder völlig unklar ist, wo genau wir lang müssen.


Unser letzter voller Tag ist angebrochen und wir wollen heute durch das Natur Reservat „Crna Reka“ von Divčibare nach Bukovi und wieder zurück wandern. Nach unseren Einschätzungen brauchen wir wohl 7 km in eine Richtung. In Bukovi habe ich uns drei Restaurants herausgesucht bei denen wir zum Mittag einkehren könnten. An den zwei vorigen Tagen haben wir uns immer brav eine Jause gemacht, die wir dann im Endeffekt nicht brauchten, weil wir dann Mittags doch essen gegangen sind. Heute sind wir faul und packen nur Snacks und Wasser ein, ein großer Fehler wie sich später herrausstellen wird.
Wiedereinmal wandern wir durch den Wald hindurch eine Schlucht hinab, nicht so steil wie an Tag 1, aber doch ziemlich rutschig. Unten angekommen geht es eine Weile durch den Wald am Fluss entlang, doch bald lichten sich die Bäume und wir sind der prallen Sonne ausgesetzt. Die letzten Tage waren angenehm Kühl, daher hatten wir heute nicht mit dieser Hitze gerechnet. Immer wieder wird unser Weg von Geröll unterbrochen, das wir überqueren müssen.





Nach einer Wanderung, die anstrengender war, als wir erwartet hatten, kommen wir hungrig und müde in Bukovi an, nicht wirklich ein Ort sondern eher eine Häuseransammlung entlang der Bundesstraße. In den auf Google Maps erwähnten Restaurants bekommen wir überall dieselbe Antwort. Hier gibt es nur Essen für Gruppen auf Vorbestellung, aber wir können gern etwas zu trinken haben. Wer mich gut kennt weiß, dass ich eine Person bin, die ab und an auch mal ziemlich „hangry“ werden kann. Und unter den Bedingungen, die Mittagshitze, kein richtiges Essen, Hunger, Müdigkeit, wägen wir unsere Optionen ab. In einem der „Restaurants“ fragen wir, ob es hier einen regelmäßigen Busverkehr oder ein Taxiunternehmen gibt. Leider nicht. Kurzerhand beschließen wir uns einfach an die Straße zu stellen, um Autos zu stoppen. Leider sind nur wenige Autos unterwegs in Richtung Divčibare. Etwa eine halbe Stunde stehen wir in der prallen Sonne an der Straße, was zwar für Autostoppen nicht lange ist, aber uns dennoch ziemlich zusetzt. Ich schlage vor, dass wir uns doch zu Fuß auf den Rückweg machen als wir plötzlich in der Ferne einen Reisebus erspähen, der gütigerweise für uns anhält. Der Bus kommt zufälligerweise aus der Gegend wo wir wohnen und setzt uns nach einer kurzen Fahrt über kurvige Bergstraßen in Divčibare ab. Was für ein Abenteuer.
Heute geht es nach diesem Kurztripp wieder heimwärts. Der Urlaub und die Wanderungen waren schön und anstrengend. Den Ort Divčibare selbst fand ich hässlich, zugebaut und zu touristisch für meinen Geschmack. Die Wanderwege waren größtenteils komplett leer und haben uns durch wunderschöne Landschaften geführt und es gibt dort noch viel zu erkunden, was wir noch nicht gesehen haben. Vielleicht kommen wir eines Tages wieder. Doviđenja!

