Weitwandern

Im März war ich bei einem Vortrag von Christine Thürmer, der meistgewanderten Frau. Obwohl ich sehr gerne wandere und mich auch immer wieder mit Weitwandern beschäftigt habe, hat mir dieser Vortrag ganz neue Dimensionen eröffnet. Seitdem beschäftigt mich das Thema. Weitwandern, auch als Thru-Hiking bekannt, ist mehr als nur eine körperliche Herausforderung – es ist eine transformative Reise, die das Leben für immer verändern kann. Zwei bemerkenswerte Frauen, Christine Thürmer, die ich oben schon erwähnt habe, und Cheryl Strayed, deren Buch ich gelesen habe, haben mir gezeigt, wie tiefgreifend die Auswirkungen dieser Erfahrung sein können.

Christine Thürmer, auch bekannt als „German Tourist“, ist eine der bekanntesten Langstreckenwanderinnen der Welt. Sie hat an dem Abend mit so viel Witz und noch viel mehr Wissen von ihren Erlebnissen erzählt, viele Tipps gegeben, von ihren wertvollen Erfahrungen berichtet und Fragen aus dem Publikum beantwortet. Nach einer erfolgreichen Karriere in der Geschäftswelt entschied sie sich, ihr Leben radikal zu ändern. Seitdem hat sie über 60.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt und mehrere der längsten und herausforderndsten Trails der Welt gemeistert, darunter den Pacific Crest Trail (PCT), den Continental Divide Trail (CDT) und den Appalachian Trail (AT). Derzeit ist sie in Südkorea unterwegs und man kann ihr auf ihren Wanderungen auf Facebook und Instagram folgen.

Christine Thürmer hat mehrere Bücher geschrieben, die detailliert beschreiben, wie sie die Natur und das einfache Leben auf den Trails schätzen gelernt hat. Ihre Geschichte ist für mich eine inspirierende Erinnerung daran, dass es nie zu spät ist, sein Leben neu zu gestalten und Abenteuer zu suchen.

Nachdem ich im Freundeskreis begeistert von dem Vortragsabend erzählt habe, wurde ich auf Cheryl Strayed´s Buch „Der große Trip“ hingewiesen das ich natürlich sofort gelesen habe. Nach dem Tod ihrer Mutter und dem Ende ihrer Ehe entschied sich Strayed im Jahr 1995 mit 26 Jahren einen Teil des PCT, 1.770 Kilometer, allein zu wandern, obwohl sie keine vorherige Wandererfahrung hatte.

Ihre Reise war eine emotionale und körperliche Herausforderung, die ihr half, mit ihrer Trauer und ihren persönlichen Dämonen umzugehen. „Der große Trip“ erzählt von den Strapazen und den triumphalen Momenten ihrer Wanderung und zeigt, wie die Natur heilen und stärken kann. Ihre Geschichte hat mich auch deswegen so berührt, weil sie diese drei Monate lange Wanderung in einer Zeit gemacht hat, in der sie noch nur mit Wanderführer unterwegs war, ohne Internet und GPS oder sonstigen Hilfsmitteln. Und dass sie als alleinreisende Frau unterwegs auch immer wieder mit Ängsten vor männlichen Übergriffen ausgesetzt war, hat mein feministisches Herz wütend werden lassen, aber das ist ein anderes Thema.

Was ich gelernt habe

Hab Mut zur Veränderung:
Beide Frauen zeigen, dass es Mut erfordert, aus der Komfortzone auszubrechen und drastische Veränderungen vorzunehmen. Thürmer verließ ihre Karriere, um ein Leben vorwiegend in der Natur zu führen, während Strayed sich einer herausfordernden Wanderung stellte, um sich selbst zu finden. Ihre Geschichten erinnern uns daran, dass es möglich ist, sich neu zu erfinden, und dass Abenteuer oft die besten Lehrer sind.

Schätze die Heilkraft der Natur:
Beide Frauen fanden Heilung, Klarheit und emotionalen Frieden durch ihre Zeit in der Natur und der Einfachheit des Wanderlebens. Die Natur bietet einen Raum, um zu reflektieren, zu heilen und zu wachsen – eine Lektion, die in unserer hektischen Welt oft vergessen wird. Ich selbst bin keine Thru-hikerin, aber ich wandere gerne alleine und kann die heilende Kraft der Natur bestätigen.

Durchhaltevermögen und Resilienz:
Weitwandern erfordert immense körperliche und geistige Stärke. Thürmer und Strayed bewiesen bzw. beweisen immer noch, dass Durchhaltevermögen und Resilienz entscheidend sind, um solche Herausforderungen zu meistern. Wobei beide betonen, dass die Entscheidung im Kopf für das Durchhalten weit wichtiger ist als körperliche Fitness. Ihre Geschichten motivieren uns, Hindernisse zu überwinden und in schwierigen Zeiten durchzuhalten.

Selbstfindung und persönliches Wachstum:
Die Reisen von Thürmer und Strayed waren auch Reisen der Selbstfindung. Durch die Isolation und die Einfachheit des Wanderlebens konnten sie tief in sich selbst blicken und persönliche Erkenntnisse gewinnen. Diese Art von Erfahrung zeigt, wie wichtig es ist, sich Zeit für sich selbst zu nehmen und die eigene innere Stimme zu hören. Christine Thürmer wurde an dem Vortragsabend gefragt, ob ihr das alleine Wandern nicht langweilig wird und ihre Antwort darauf war einfach und doch tiefsinnig und trotzdem unvorstellbar für viele Menschen. „Nein, ich bin gerne allein mit mir.“

Christine Thürmer und Cheryl Strayed haben mir durch ihre beeindruckenden Wanderungen gezeigt, dass Weitwandern weit mehr ist als nur eine sportliche Betätigung. Es ist eine Reise zu sich selbst, eine Chance, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten und die transformative Kraft der Natur zu erleben. Ihre Geschichten sind inspirierende Beispiele dafür, wie Mut, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, sich selbst zu entdecken, das Leben tiefgreifend verändern können.

Wenn du darüber nachdenkst, dich selbst auf ein Weitwanderabenteuer zu begeben, lass dich von diesen beiden wunderbaren Frauen inspirieren. Geh zu einem Vortrag von Christine Thürmer und lies die Bücher von beiden Frauen. Wer weiß, vielleicht erlebst du ja die Reise deines Lebens. Ob ich selbst eine Weitwanderung machen werde? Schau ma mal….

Eine Antwort zu “Weitwandern”

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