Wiener Stadtwanderweg 6 mit Barfußschuhen

Die letzten Tage habe ich bei der Familie in Oberösterreich verbracht. Ich habe mich wenig bewegt, viel geredet und noch mehr gegessen (aber die Zeit sehr genossen). Zurück in Wien habe ich mich spontan dazu entschlossen, eine kleine Wanderung zu machen, ohne mit dem Auto irgendwohin fahren zu müssen. So fiel meine Entscheidung auf den Stadtwanderweg 6, den ich schon mehrmals, aber immer in Gesellschaft gegangen bin. Heute will ich aber bewusst alleine gehen und Zeit mit mir, meinen Gedanken und der Natur verbringen. Ich liebe es, alleine im Wald unterwegs zu sein, nur meinen eigenen Herzschlag zu hören, den Geräuschen des Waldes zu lauschen und meinen Gedanken nachzuhängen.

Ich habe außerdem zwei „Missionen“ für diese Wanderung. Ich will die Kamera testen, die mir der Fotografenehemann gegeben hat und ich will meine neuen Barfußschuhe ausprobieren. Also mache ich mich nach einem üppigen Frühstück auf den Weg. Mit der Straßenbahnlinie Nr. 60 kann ich bis Rodaun, dem Startpunkt, fahren.

Beim Losgehen erinnere ich mich daran, dass ich hier vor zwei Jahren mit meiner lieben Wandarinen Wandergruppe bei leichtem Nieselregen gestartet bin, der Regen wurde immer stärker und wir sind trotz Regenjacken und -hosen am Ende der Wanderung patschnass gewesen. Heute sieht das Wetter besser aus, bewölkt zwar, aber laut Wetterapp kein Regen. Ich hoffe 🙂

Von der Straßenbahn Endhaltestelle geht es die Ketzergasse ein kleines Stück stadtauswärts und dann nach links, die schmale Gasse hoch bis zur Bergkirche. Ein kleiner Pfad führt in den Wald stetig bergauf, bis man oben an einen Querweg kommt.

Der Stadtwanderweg geht rechts weiter, aber links gehts zur „Mitzi Langer Wand“, einem Aussichtspunkt mit Sicht auf die Burg Perchtoldsdorf. Es sind nur wenige Minuten, und schnell bin ich zurück auf dem Hauptweg. Am Abhang entlang ducken sich Kiefern mit flachen Kronen und es riecht herrlich nach Kiefernadeln. Eine Wohltat. Bald geht es wieder bergab. Bislang fühle ich mich sehr wohl in meinen Barfußschuhen. Jetzt bin ich gespannt auf den Weg bergab. Es geht leichter als gedacht – viel leichter als mit Wanderschuhen. Ich spüre jede Erhebung und jeden Stein, aber es tut nicht weh. Und ich habe ein sehr sicheres Gefühl. Sehr gut!

Nach ein paar Minuten geht es eben weiter, an der Mauer des Kollegiums Kalksburg entlang, aber sehr bald geht es wieder bergauf, nicht steil, aber stetig. Immer im Wald, und es sind kaum Menschen unterwegs. Hin und wieder höre ich ein Surren hinter mir, bevor mich Radfahrer:innen überholen.

Ich bin bereits eine knappe Stunde unterwegs, kurz vor der Wiener Hütte und ziemlich verschwitzt vom stetigen bergauf gehen, als ich an diese Umleitung komme. So etwas habe ich ja noch nie gesehen.

Nun führt der Weg aus dem Wald heraus und ich sehe schon die Wiener Hütte.

Ich habe zu wenig zu trinken mit, also kehre ich spontan auf ein Getränk ein und raste ganz kurz. Ein Fußcheck ergibt, dass alles in Ordnung ist. Nichts tut weh. Nur beim Gehen habe ich gemerkt, dass ich den Fuß anders abrollen muss. Wenn ich wie mit „normalen“ Schuhe gehe, spüre ich schnell meine Ferse. Es ist ungewohnt und auch ein wenig anstrengend, da ich es irgendwie nicht schaffe, mich aufs Abrollen und Atmen gleichzeitig zu konzentrieren. Aber es wird hoffentlich nur eine Gewöhnungssache sein.

Hunger habe ich noch nicht, also stapfe ich fröhlich weiter. Jetzt führt mich der Weg durch den Wald wieder bergab.

Nach etwa 10 Minuten geht es wieder eben dahin und schon bald durchquere ich eine Siedlung und die Hauptstraße, bevor es einen Trampelpfad am Wald entlanggeht und der Weg dann schließlich wieder in den Wald führt.

Hier beginnt mein „Zauberwald“, den ich so sehr mag. Schweigend und in Gedanken versunken durchquere ich ihn.

Schneller als mir lieb ist, komme ich wieder heraus und ich sehe eine weite Wiese vor mir.

Was für ein Anblick, friedlich grasen zwei Rehe auf der Wiese, bevor sie mich entdecken und flüchten.

Der Weg führt wieder hinunter und auf der anderen Seite wieder in den Wald den Hügel hinauf.

Nachdem ich unten angekommen bin, gönne ich mir eine kurze Rast, bevor ich weitergehe. Es ist so ruhig und kaum Menschen unterwegs. In den Barfußschuhen fühle ich mich auch noch wohl. Wobei ich es als angenehmer empfinde, auf einem weichen Untergrund zu gehen, als auf einer Asphaltstraße.

Es geht jetzt wieder bergauf, das letzte Mal auf dieser Wanderung. Ich bin überrascht, wie fit ich mich fühle und wie leicht ich die Steigungen bewältige. Hier die letzten Waldfotos.

Schon bald führt der Weg hinunter nach Kalksburg und am Liesing Bach entlang. Spontan entschließe ich mich, nicht zurück zur Endhaltestelle zu gehen, sondern noch ein Stück am malerischen Liesing Bach entlang zu gehen und erst ein paar Stationen weiter in die Straßenbahn zu steigen. Eine gute Entscheidung.

Ca 13 km lang ist der Weg und 4 Stunden Gehzeit brauche dafür. Ich bin froh, dass ich die Strecke ohne Probleme und Schmerzen mit den Barfußschuhen gehen konnte. Die werde ich jetzt öfter ausführen. Erst nachdem ich wieder aus der Straßenbahn steige nach der 35minütigen Fahrt, merke ich, wie müde ich bin. Ach ja, die zweite Mission. Mit der Kamera komme ich gut zurecht. Sie ist nicht zu schwer und macht recht gute Fotos – finde ich zumindest.

Apropos Barfußschuhe: Wer kennt Janette Murray-Wakelin? Durch sie bin ich überhaupt auf Barfußschuhe aufmerksam geworden. Eine Neuseeländerin, die in Australien lebt, Brustkrebs besiegt hat und zusammen mit ihrem Mann Australien in Barfußschuhen umrundet hat. In einem Jahr. Jeden Tag sind die beiden einen Marathon gelaufen. Nach 365 Tagen waren sie wieder am Anfang und haben zum Abschluss eine weitere Marathonstrecke bewältigt. Die Geschichte der beiden ist wirklich lesenswert. Aber keine Angst, ich habe keine Ambitionen, ihnen nachzueifern 🙂

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