Burgruine Bač und noch mehr…

Warum nach Schottland fliegen, wenn wir sowas direkt vor der Haustüre haben? – Doris

Es ist Freitag, die Kinder sind in der Schule und im Kindergarten, also beschließen wir zu zweit einen Ausflug zu machen. Also …wo waren wir noch nicht? Was haben wir noch nicht gesehen? Was liegt nicht allzu weit weg? Was können wir auch im Regen machen?

Vor einiger Zeit sah ich einen Freund auf Facebook vor einer Burgruine posieren und musste natürlich gleich mal googeln, wo diese liegt. Ich war ziemlich überrascht, dass sie eigentlich ganz in der Nähe ist.

Wir machen uns also von Šid aus auf den Weg nach Bač, mitten im Herzen der westlichen Bačka. Zuerst müssen wir wie sonst meistens auch über die kroatische Grenze, durch die Stadt Ilok, und schließlich wieder hinüber nach Serbien. Den genauen Weg über die Grenze habe ich bereits in einem früheren Artikel beschrieben.

Nach etwa einer Stunde Autofahrt erreichen wir die Burgruine und die Schönheit, die sich uns darbietet haut uns glatt um. Wie konnten wir nicht wissen, dass wir sowas praktisch vor der Haustüre haben?

Dass wir große Fans von alten Burgruinen sind, haben wir ja schon bei unserer Schottlandreise erlebt wo uns jedes verfallene Gemäuer staunende Ahhhhs und Ohhhs entlockte. Solch alte Steine aber auch hierzulande überall anzutreffen, empfinden wir als etwas Besonderes. Wir sind total begeistert, als wir näher kommen, das kleine Tor ist offen, also dürfen wir sicher eintreten. Es gibt sogar ein kleines Infocenter, das aber geschlossen ist. Auf einer Tafel lesen wir etwas über die Geschichte der Burg und der Stadt Bač. Bač ist eine der ältesten Städte der Vojvodina und galt lange als eine der reichsten Städte mit Händlern, Handwerkern und Gelehrten. Im 13. Jahrhundert wurde hier sogar ein Krankenhaus errichtet, das einzige in ganz Europa in dieser Zeit. Der ungarische Kaiser Karl Robert I ließ im 14. Jahrhundert diese Festung erbauen, sie war eine der wichtigsten Wälle gegen das Osmanische Reich. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Burg allerdings völlig zerstört. In der Stadt sind auch noch Reste eines Hamams und ein Franziskanerkloster erhalten, die wir uns auch noch ansehen wollen. Heute leben, wie in der Vojvodina üblich, verschiedene Ethnien in der Gemeinde Bač zusammen.

Die Anlage ist sehr gut gepflegt, die vielen Scheinwerfer sprechen für gute Beleuchtung in der Dunkelheit. Wir sehen auch überall Kameras. Wir können überall hingehen, nichts ist abgesperrt. Leider ist das Museum, von dem wir vorab gelesen haben nicht offen. Nachdem wir alles ausgiebig erforscht haben, gehen wir die paar Hundert Meter Richtung Stadt zum Burgtor und der kleinen Fußgängerbrücke, die über einen Kanal führt.

Auf dem Weg sehen wir ein sehr ungewöhnliches Auto für Europa, das Nummernschild begeistert uns – es ist der Name eines Familienmitglieds.

Gleich hinter der Brücke finden wir die Überreste des Hamam Bades, zum Kloster sind es ein paar Schritte mehr durch Bač, eine Stadt, wie sie überall in der Vojvodina zu finden ist. Wunderschöne alte Häuser aus der Zeit der Ungarn-Monarchie neben hässlichen Bauten aus der Zeit des Kommunismus. Breite Straßen, gesäumt von Bäumen und schattigen Gehsteigen. Überall kleine Geschäfte und Cafes. Sowohl Kirche als auch Kloster sind gesperrt, also kehren wir um. Wir haben schließlich für heute noch zwei weitere Ziele und müssen die Kinder rechtzeitig von Schule und Kindergarten abholen.

Die Zeitplanung ist insofern kompliziert, weil wir durch Kroatien müssen, um nach Hause zu kommen und somit insgesamt vier Grenzübergänge passieren. Für Johannsen ist das Alltag, für mich trotz der vielen Besuche auch immer wieder lustig und ein wenig aufregend. Es amüsiert mich immer wieder, was die lieben Leute an der Grenze alles wissen wollen. „Woher kommt ihr?“ „Wohin fahrt ihr?“ „Bist du ein Mädchen?“ (Tatsächlich wurde einmal Johannsen diese Frage gestellt wegen ihrer kurzen Haare!) und noch viele mehr. Manchmal muss ich mich schwer beherrschen, um nicht hysterische Lachanfälle zu bekommen.

Auf dem Rückweg nach Šid kommen wir vor der Grenze nach Bačka Palanka und beschließen dort ein wenig zu verweilen, ein wenig spazieren zu gehen, Streetfood zum Mittagessen (Burek!) und am Ende einen Einkauf beim Lidl zu tätigen. Wir flanieren einfach an der Hauptstraße entlang. Am Ende der Straße kommen wir zu einem offenen Platz mit einer Kirche und neben der Kirche entdecken wir ganz zufällig ein Denkmal der Deutschen aus Bačka Palanka. Am Ende kaufen wir an der Straße noch knapp zwei Kilo frische, heimische Erdbeeren. Hach, das Leben ist schön!

Nun geht es aber über die Grenze und heimwärts. Oder? Natürlich nicht. Wir müssen heute dem süßen, kleinen, kroatischen Städtchen Ilok noch einen kurzen Besuch abstatten. „Klein, aber fein“ trifft hier vollkommen zu. Ilok ist ein Weinbaugebiet und so ist die Stadt umgeben von Weinbergen, an allen Ecken findet man Weinkeller. Der wohl bekannteste Weinkeller ist das Hotel und Restaurant Stari Podrum (alter Keller), wo man gut und gemütlich speisen und jede Menge Wein kaufen kann. In unmittelbarere Umgebung befinden sich zwischen den Ruinen der Altstadt ein Museum, ein Park mit Ausblick über die Stadt und ein Franziskanerkloster. Von der Altstadt führen an mehreren Stellen schmale, versteckte Treppen hinunter in den Ort.

Wir waren in den letzten Jahren schon öfters hier in Ilok und auch beim Winetasting des Weingutes Stari Podrum in Principovac, das etwas außerhalb von Ilok liegt, sehr idyllisch auf einem Berghang. Im Restaurant in Ilok haben wir auch schon öfters wunderbar gegessen. Heute haben wir dafür leider keine Zeit, aber wir genießen das außergewöhnlich schöne, warme und sonnige Wetter bei einem schnellen Spaziergang und beschließen, demnächst noch mal mit den Kindern zu kommen. Und Wein zu kaufen. Aber jetzt geht es wirklich zurück nach Šid.

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