Schon seit vielen Jahren wollte ich eines der baltischen Länder bereisen. Im November hat sich dieser lang gehegte Wunsch erfüllt – ich bin mit meiner Cousine Anfang November für vier Tage nach Riga geflogen. Sie war einige Wochen davor in Tallin und hat mir schon viel erzählt und vorgeschwärmt und so sind wir mit großer Vorfreude losgedüst. Und ich muss sagen, wir wurden nicht enttäuscht.
Schon bei der Ankunft am Flughafen werden wir von einer ausgesprochen freundlichen Dame beim Infoschalter mit wertvollen Tipps versorgt. Diese auffallend zuvorkommende Freundlichkeit wird uns die nächsten Tage immer wieder begegnen.
Bei der Busfahrt vom Flughafen bis zu unserem Hotel im Stadtzentrum bekommen wir einen ersten Eindruck der Stadt. Da wir direkt in der Altstadt wohnen, halten wir uns nicht lange im Hotel auf, sondern tauchen gleich in die berühmte, wunderschöne Altstadt ein. In den teilweise engen Gässchen reiht sich ein Restaurant an das nächste, wir sehen unzählige Souvenirläden und Cafés und natürlich die bekannten Gebäude. Auffallend sind auch die vielen Museen.
Wir befassen uns mit der Geschichte des berühmten Schwarzhäupterhauses, ein prächtiges Renaissance-Gebäude am Rathausplatz.





Wir bewundern und besuchen die bekannte St. Petri Kirche,



und kommen an den drei Brüdern vorbei.


Nach so viel Bewegung und Kultur sind wir hungrig und wir machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Restaurant. Gar nicht so einfach für zwei Vegetarierinnen. Da wir in der Altstadt nicht wirklich fündig werden, fahren wir mit der Straßenbahn in den Zentralbezirk Rigas, der geprägt ist von Geschäften und Restaurants. Hier essen wir in einem indischen Lokal verschiedene fleischlose Spezialitäten, danach vertilgen wir aber noch ein paar lettische Naschereien – mhhhhhh – sehr gut und seeehr süß! Derart gesättigt brauchen wir noch etwas Bewegung und schlendern durch die Einkaufstraßen, viele der Geschäfte sind bekannt, aber wir entdecken auch uns unbekannte Marken und Geschäftsnamen. Besonders auffallend sind die vielen Geschäfte mit Bernstein und anderen Steinen.

Später, im Hotel, fallen wir müde und beseelt von diesen vielen neuen Eindrücken in tiefen Schlaf.
Wenn ich verreise, dann meistens auf Selbstversorgerbasis. Dass wir bei dieser Reise ein Frühstück mitgebucht haben, ist neu für mich. Aber was für eine tolle neue Erfahrung! Nachdem Martina als Frühaufsteherin und Sportlerin schon im Morgengrauen einen „viele Kilometer Lauf“ absolviert (ich träume noch ein wenig im warmen Bett), treffen wir uns hungrig und ausgeruht und energiegeladen am Frühstücksbuffet, das eher an ein Schlaraffenland erinnert. Ich bin überwältigt von der Auswahl und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es gibt wirklich alles und noch mehr.
Derart gesättigt ziehen wir wieder los durch die Altstadt. Auf dem Plan steht heute in erster Linie das Schloss Riga, das eine bewegte Geschichte hat. Es ist der Sitz des lettischen Präsidenten und beherbergt verschiedene Museen und Ausstellungen. Erst seit kurzem kann man das Innere des Schlosses wieder besichtigen. Wir sind begeistert, mit wie viel Liebe und Sorgfalt die Ausstellungsräume gestaltet sind und einen erahnen lassen, wie es hier einmal ausgesehen haben muss.
Auch die Aussicht auf Teile der Altstadt und über den Fluss Düna ist sehenswert.














Danach gehts wieder ein wenig durch die Stadt und zur Stärkung in ein nettes Café.









Im Basteipark tanken wir ein wenig Natur und frische Luft. Ein wunderschöner Park, sehr romantisch. Oben auf der Bastei dürfen wir ein Pärchen beobachten, wo Er Ihr einen Antrag macht – kitschig, aber alle Umstehenden klatschen begeistert, als Sie Ihm um den Hals fällt. Auf dem Weg zu den bekannten Markthallen, dem Zentralmarkt, kommen wir noch an der Freiheitsstatue vorbei.





Der Zentralmarkt ist ein Erlebnis der besonderen Klasse. Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Backwaren, Nüsse, Kuchen, Haushaltswaren, Kleidung, Schuhe, Pflanzen, lettische Spezialitäten, Kwass (Schwarzbrotgetränk fermentiert) und vieles mehr gibt es hier zu kaufen. Wir können uns nur schwer entscheiden, wo wir was essen wollen. Hierher müssen wir unbedingt noch einmal kommen. Wir finden sogar den Bienenstichkuchen, den ich mit meiner Schwester vergeblich auf Rügen gesucht habe. Nachdem wir geschlemmt haben wie „Gott in Frankreich“ und natürlich lettischen Kuchen als Dessert probiert haben, zieht es uns Richtung Hotel. Das Wetter ist kalt und regnerisch und wir sind ein wenig erschlagen von den vielen Eindrücken und dem vielen guten Essen.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang.


Nach Martinas Morgenlauf und dem herrlichen Frühstück fahren wir mit dem Zug ca. 30 Minuten auf die Halbinsel Jürmala. Irgendwo habe ich gelesen, dass in Lettland jeder, der etwas auf sich hält, ein Ferienhaus auf Jürmala hat. Wir fahren mit dem Zug bis Asari und wollen dann die Strecke zurück bis zum Waldpark Dzintari gehen. Eine große Strecke spazieren wir am Meer entlang.




Wir haben vorsorglich unsere Badesachen mitgenommen. Als eingeschworene Eisbaderinnen müssen wir in die eiskalte Ostsee bzw. den Rigaischen Meerbusen hüpfen. Erst genieren wir uns und sind nicht sicher, wie weit wir ins Wasser waten müssen – es sieht sehr flach aus. Aber dann taucht eine Gruppe von Eisbadenden auf, und wir schließen uns einfach an. Hui, das war extrakalt, brrrrr

Auf unserem Weg Richtung Dzintari bewundern wir die wunderschöne Holzarchitektur, die überall präsent ist und kommen schließlich im etwas größeren Örtchen Majori an.







Der Waldpark Dzintari ist leider geschlossen, aber mittlerweile ist es dämmrig und so steigen wir in den nächsten Zug zurück nach Riga. Dieser Tag ist eindeutig ein Highlight unserer Reise.
Unseren letzten Tag beginnen wir wieder mit dem üppigen Frühstück. Danach wollen wir auf die Aussichtsplattform der Lettischen Akademie der Wissenschaften. Der Eintritt ist zwar mit 8 € nicht gerade günstig, aber es lohnt sich allemal. Und das Wetter meint es heute gut mit uns. Es ist strahlend schön.






Mit dem Bus fahren wir dann noch zur Alberta iela, die bekannt ist für ihre Jugendstilarchitektur. Wir werden nicht enttäuscht – wunderschöne Jugendstilhäuser und sogar die österreichische Botschaft entdecken wir zufällig.







Bevor wir zum Flughafen müssen, wollen wir noch einmal in den Zentralmarkt, um einzukaufen und gut zu essen. Wir spazieren durch diese außergewöhnlich schöne Stadt und kommen noch an der russisch orthodoxen Geburtskathedrale vorbei.

Leider ist der Zentralmarkt wegen Reinigungsarbeiten geschlossen. Wir sind ein wenig enttäuscht, aber – wir haben ja noch so viel zu sehen, noch so viele Museen zu besuchen, noch so viele Orte zu entdecken – hier in Riga und in Lettland. Wir kommen einfach wieder 🙂
Ich habe es bereits am Anfang erwähnt und muss das jetzt noch mal extra erwähnen. Wir hatten in den vier Tagen, die wir hier verbracht haben, so viele schöne, nette, freundliche und geduldige Begegnungen mit Menschen, die hier wohnen. Gerade für mich, die ich in Wien wohne und täglich mit dem sprichwörtlichen „Wiener Grant“ konfrontiert bin, war sehr beeindruckt von der fröhlichen und freundlichen Art der Menschen hier. Mit Englisch konnten wir uns immer verständigen, viele haben sogar deutsch gesprochen. Also – auf ein nächstes Mal in diesem schönen Land!
