Mit der jüngeren Tochter verbringe ich jedes Jahr einen Urlaub für ein oder zwei Wochen. Heuer geht es Ende Mai Anfang Juni auf die Hauptinsel der Azoren, Sao Miguel. Die Azoren sind eine Inselgruppe im Atlantik und gehören zu Portugal. Das Klima der Azoren ist ozeanisch-subtropisch. Das bedeutet milde Winter und warme, nicht allzu heiße Sommer mit Tagestemperaturen zwischen 19°C und 26°C. Ideale Bedingungen für unseren geplanten Wanderurlaub.
Wir wohnen in Wien und Berlin, und unsere Flüge führen uns beide nach London Stansted wo wir uns treffen. Ab hier geht unsere gemeinsame Reise los. Wir sind beide freudig aufgeregt und erwartungsvoll. Es ist die erste größere gemeinsame Reise nach einem längeren Zeitraum.
Der über vierstündige Flug zur Hauptstadt Ponta Delgada auf Sao Miguel ist aufregend. Wir geraten für über eine Stunde in heftige Turbulenzen und alle Fluggäste werden ordentlich durchgeschüttelt. Sogar die Flugbegleitung muss angeschnallt sitzen. Ich sitze zwischen zwei jungen Männern, die Tochter etwa zehn Reihen weiter hinten. Ich halte mich angestrengt an meinem Vordersitz fest und sicher schaue ich auch ängstlich, als der junge Mann rechts neben mir meint: „I hope this is not my last flight!“ Mein panischer Blick lässt ihn auflachen und er sagt mir, dass er ein echter Azorer ist, in England lebt und regelmäßig diese Strecke fliegt. Solche Turbulenzen seien „totally normal“. Er verwickelt mich dann in ein Gespräch und gibt mir zahlreiche wertvolle Tipps für Wanderungen und hilfreiche Websites auf Sao Miguel. Wir unterhalten uns bis zur Landung. Die Tochter steht schon auf dem Flugfeld, als ich aus dem Flugzeug steige, sie sieht etwas grün um die Nase aus. Sie erzählt mir, dass ihre beiden Sitznachbarn laut geschrien hätten vor Angst, auch von den Azoren seien und gemeint hätten, so einen furchtbaren Flug hätten sie noch nie erlebt. Spätestens jetzt bin ich meinem Sitznachbarn sehr dankbar für seine erfolgreiche „Ablenkung“.
Mit unserem Mietauto machen wir uns auf den Weg in die Stadt zu unserer ersten Unterkunft. Die ersten beiden Nächte wollen wir in der Hauptstadt verbringen. Danach 11 Nächte in Candelaria. Vor dem Abflugtag wieder eine Nacht in Ponta Delgada.
Sao Miguel: Die größte Insel der Azoren ist nur etwa 64 km lang und etwa 16 km breit. Also sehr überschaubar, aber ideal für Tagesausflüge, egal wo man wohnt. Die größte Stadt und gleichzeitig Hauptstadt, Ponta Delgada, liegt an der südwestlichen Küste.
An dem Wochenende, an dem wir ankommen, findet das religiöse Fest Senhor Santo Cristo dos Milagres statt. In der Innenstadt werden viele Straße mit Blumen geschmückt. Parkplätze sind Nähe Innenstadt nicht zu finden. Touristenströme ziehen an unserer Unterkunft vorbei. Später erfahren wir, dass es das wichtigste Fest auf den Azoren ist und fast alle Einwohner der Insel an diesem Wochenende anreisen.









Erste Eindrücke von der Hauptstadt
Wir schlendern durch die Straßen, aber leider sind alle Geschäfte geschlossen und der feine Nieselregen, wir nennen ihn „Powder rain“, macht auch nass, wenn man lange genug unterwegs ist. Am Nachmittag machen wir spontan einen Ausflug nach Ribeira Grande, das im Norden quer über die Insel liegt, aber doch weniger als 20 km entfernt ist. Laut Webcam scheint dort die Sonne. Und wirklich. Das Wetter ist schöner als in Ponta Delgada. Leider sind auch hier alle Geschäfte geschlossen und so machen wir unsere erste Wanderung nicht weit von Ribeira Grande entfernt.
Wir haben uns vor unserer Reise einen Wanderführer besorgt, und mit den Tipps von meinem Sitznachbarn auf dem Flug habe ich mir Notizen zu jeder Wanderung gemacht. Zur Wanderung von Caldeiras zum Salto (Wasserfall) do Cabrito habe ich mir „Sehr schön“ notiert und sehr schön ist sie wirklich.
Nach unserer Rückkehr müssen wir leider feststellen, dass nicht nur alle Lebensmittelgeschäfte geschlossen haben, sondern dass wir auch nirgends Essen gehen können. Lange Prozessionen schlängeln sich durch die Straßen und nirgends ist ein Durchkommen möglich – also zu Fuß. Das Auto müssen wir weit weit weg parken, da alles in unserer Nähe zugeparkt ist. Zum Glück finden wir in unserer Unterkunft noch eine halbe Packung Nudeln, die wir mit ein wenig Olivenöl essen. Es schmeckt himmlisch.
Unsere Erkenntnisse bislang: Auch feiner Regen macht ziemlich nass. Wir haben kein gutes Wochenende für Ponta Delgada erwischt. Auf die Öffnunszeiten auf Google Maps ist kein Verlass.