Der Tag, den wir so nicht geplant hatten

Heute ist Tag 3 unserer Schottlandreise und ich bin schon früh wach und bereit, in den Tag zu starten. Gestern hatten wir ja anfangs Regenwetter, doch die heutige Prognose scheint besser zu sein als die gestrige. Ich fange schon an, heutige Ausflugsmöglichkeiten herauszusuchen, als Doris den Kopf zur Wohnzimmertüre reinsteckt. Ganz elendig sieht sie aus und beklagt sich über Fieber, Übelkeit und Kopfschmerzen. Oh je. Doris ist eine dieser Personen, die eigentlich nie krank werden und immer fit sind. So eine Sch…

Doris geht also wieder ins Bett und ich mache ihr einen Tee. Da wir gar keine Medikamente dabei haben, frage ich bei unserer Vermieterin um Ibuprofen oder Paracetamol an. Sie bringt uns beides und informiert mich darüber, dass ich im Village Shop auch Medikamente kaufen kann. Das ist gut, denn Doris ist unsere Autofahrerin. Ich habe zwar den Führerschein, bin aber seit Jahren nicht gefahren und würde hier unter keinen Umständen links mit einem Leihwagen fahren wollen.

Ich muss jetzt unbedingt raus, denn ich habe große Panik, mich anzustecken. Ich habe schon vorsorglich im ganzen Haus gelüftet. Im Urlaub von Fieber und Übelkeit geplagt zu werden ist das Schlimmste. Ich vergewissere mich nochmals, dass ich Doris auch wirklich alleine lassen kann und mache mich zu Fuß auf den Weg in den Ort, um Medikamente und Lebensmittel zu kaufen. Die Sonne scheint und auf dem Weg dorthin mache ich ein paar schöne Fotos.

Ich bin beeindruckt, dass es in dem winzigen Lebensmittelgeschäft im Ort sogar vegane Butter, veganen Käse und Tempeh zu kaufen gibt. Auf dem Heimweg regnet es, aber es ist ja nicht so weit. Wieder zuhause mache ich für Doris nochmals Tee und koche anschließend eine Suppe für sie und Pasta mit Gemüse für mich. Über Mittag ruhen wir uns beide aus.

Da das Wetter auch weiterhin größtenteils sonnig ist, möchte ich am Nachmittag etwas unternehmen. Gestern auf dem Weg zu „Angus’s Garden“ haben wir auch den Weg zu einem Denkmal The Sheiling for Deirdre and Naoise entdeckt. Deirdre und Naoise (gesprochen Dirdra und Nischa) sind zwei Liebende (aus einer irischen Sage), die am Loch Etive Zuflucht (=Sheiling) gefunden hatten. Von uns bis zu dem Denkmal sind es zu Fuß ca. 4 Meilen, also ca. 6,5km. Das schaffe ich doch locker, denke ich mir, ich nehme mir ja eh den ganzen Nachmittag Zeit dafür.

Gesagt, getan. An der Straße gehe ich ca. 2km entlang und das geht auch recht schnell. Es ist wärmer als ich dachte, die Sonne prallt auf mich herunter und ich muss mich unterwegs 2 meiner 5 Schichten entledigen. Ich schwitze ganz schön, dabei hat der anstrengende Teil noch nicht mal begonnen. Schließlich komme ich zu einem Schotterweg, der mich 4,5km lang bis zum Denkmal führt. Der Weg führt stetig bergauf, meistens nur eine leichte Steigung, aber manchmal auch steiler und ich komme langsamer voran als geplant. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich, die ich in der ziemlich flachen Vojvodina wohne, bin es nicht gewohnt, Hügel oder Berge zu erklimmen. Aber ich gehe weiter, denn ich muss das jetzt schaffen. Langsam merke ich, dass die Kombination von Fleecejacke, Regenpellerine und stetigem Bergaufgehen nicht gerade ideal ist und mich ganz schön ins Schwitzen bringt. Wenn ich mich aber umsehe, dann fühle ich mich für meine Mühe sehr belohnt…Schönheit so weit das Auge reicht.

Bald komme ich an ein Gatter mit dem Hinweis, dass es noch 3km bis zum Denkmal geht. 1,5km habe ich schon hinter mir, das schaffe ich. Es geht weiter bergauf, ohne Unterlass. Es regnet immer mal wieder und es ist ganz schön windig. Hatte ich erwähnt, dass sich das Denkmal in einem Windpark zwischen mehreren Windrädern befindet? Ich treffe einen einzigen Wanderer, der wie alle hier freundlich grüßt und siehe da, endlich geht es ein Stückchen bergab. Ich sehe bereits die Windräder und schon wartet das nächste Schild auf mich. Noch 2km. Hm…das hat sich jetzt vieeeel länger angefühlt als 1km zwischen diesem und dem letzten Schild. Soll ich vielleicht doch lieber umkehren? Da gehts doch noch ziemlich steil rauf.

Aber so kurz vor dem Ende kann ich nicht umkehren. Weiter geht es bergauf, neben mir grasen friedlich die Kühe, noch 1,5km, noch 1km, noch 0,5km und endlich, endlich bin ich da. Hier oben zwischen den Windrädern bekommt der englische Ausdruck „blown away“ für mich eine neue Bedeutung. Wörtlich übersetzt bedeutet das „weggeblasen“ und das werde ich auch fast, so einen Wind habe ich wirklich noch nie erlebt. Inhaltlich bedeutet es „beeindruckt“ oder ähnliches. Und ich bin auch sehr beeindruckt von dem Ausblick, der sich mir darbietet.

So jetzt noch ein paar Fotos machen, das Denkmal begutachten und dann muss ich auch wieder los, denn sonst werd ich wirklich weggeblasen. Jetzt also nur noch den ganzen Weg zurück gehen. Na Mahlzeit!

Müde und erschöpft, aber auch froh komme ich Zuhause an, wo mich Doris schon an der Terrassentür erwartet. Good Night 🙂

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