Als Kind schaute ich irrsinnig gerne „Janoschs Traumstunde“. In der Folge „Oh, wie schön ist Panama“ begeben sich der kleine Bär und der kleine Tiger auf die Suche nach Panama, dem Land ihrer Träume. Ich habe es nun endlich mal ins Land meiner Träume geschafft: SCHOTTLAND!!!
Schon immer war ich fasziniert von diesem Land, der beeindruckenden Landschaft, der Geschichte und dem Dialekt. Bei meiner Englisch – Matura war mein Spezialgebiet „William Wallace“. Außerdem bin ich auch ein großer Fan der Serie „Outlander“.
Unsere Unterkunft haben wir lange vor der Reise ausgesucht, tatsächlich war ich sehr lange damit beschäftigt, eine für uns passende Unterkunft zu finden und abzustimmen mit Urlaub von Doris und einer günstigen Zeit für den Papa, damit es keine Kollision mit beruflichen Terminen gibt. Aber alles hat sich gut ergeben.
Doris hat schon in den 80ern eine Reise durch England und Schottland gemacht, damals mit meinem Vater und einem Freund, die Zeit in Schottland aber hauptsächlich im Auto verbracht.
Unsere Reise startete am Donnerstag um 3 Uhr morgens mit einem schnellen Kaffee vor unserer Taxifahrt zum Flughafen. Wir fliegen beide überhaupt nicht gerne und versuchen, wenn es geht, das Fliegen zu vermeiden. Diese vielen Kontrollen, das Warten, die Antizipation, die Nervosität. 7 Stunden nach dem Aufstehen landeten wir schließlich in Edinburgh (in der Dauer von 7 Stunden hätten wir auch nach Serbien fahren können).
In Edinburgh (Edinbrrrra 🙂 ) wurden wir mit Sonnenschein und unverhofft warmen Temperaturen erwartet. Wir holten unser Leihauto ab und starteten Richtung Taynuilt, wo wir unsere Unterkunft gebucht haben. Die Fahrt dauerte ungefähr 2 1/2 Stunden. Anfangs hatte Doris noch Probleme mit dem Linksfahren, sie lehnte sich immer verdächtig nach links zu mir rüber. Es ist gut, dass alle gemütlich fahren und nicht rasen. Wir fuhren auf einer gut ausgebauten Straße und freuten uns über die Landschaft, die an uns vorüberzog und an den kleinen Örtchen, durch die wir kamen. Wir lieben es einfach.
Wir wohnen ein wenig außerhalb der Ortschaft Taynuilt, das am Loch Etive liegt, in einem kleinen schnuckeligen Holzhäuschen. Drinnen scheint es aber kälter zu sein als draußen. Hui, das kann was werden. Da wir noch nichts gegessen hatten, räumten wir nur das Auto aus und fuhren in den nächst größeren Ort, Oban, um etwas zu essen und einzukaufen.





Wir aßen Fish and Chips und Chips und Cole Slaw. Obwohl es in Oban recht schön ist, fuhren wir nach dem Einkaufen wieder zurück. Wir wollten erst mal auspacken und dann noch unser kleines Örtchen auskundschaften. Taynuilt ist winzig, hat aber ein Postoffice im Village Shop, einen Butcher, Hairdresser und einen kleinen Lebensmittelmarkt. Wir entdeckten sogar einen Tea Room. Wir spazierten bis zum Loch Etive hinunter und genossen die Abendstimmung. Wir sind schon mal sehr begeistert von allem.










Wir waren aber auch sehr müde, es war ein langer Tag. Im Häuschen ist es ziemlich kalt, das Duschen ist eine echte Überwindung und im Schlafzimmer scheint es Minusgrade zu haben. Zum Glück fanden wir in den Schränken noch ein paar Decken. Die Wettervorhersage für den nächsten Tag war gar nicht gut – Regen und starke Winde. Scotland at its best 🙂 . Wir wollten ja wandern – aber das müssen wir wahrscheinlich verschieben.
Und es ist tatsächlich so – wir wachen auf vom Prasseln des Regens. Wir wirklich sehr gut ausgestattet mit Regenjacken, Regenpellerine und Regenhosen, aber es regnet nicht nur, es schüttet, und der Wind ist wirklich stark. Nach einigen Überlegungen entschließen wir uns, mit dem Auto um Loch Awe zu fahren. Das ist nur ein paar Minuten mit dem Auto von uns entfernt. Laut Karte gibt es ein paar Sehenswürdigkeiten und es ist keine Hauptstraße. Es ist eine Single Lane Road, also einspurig mit Ausweichbuchten. Sehr spannend zu fahren – vor allem wenn es einen immer nach rechts zieht, wenn ein Auto entgegenkommt. Es sind aber kaum andere Autos unterwegs und wir genießen die Fahrt, die uns anfangs durch moosüberwucherte Zauberwälder führt. Ein paar Mal bleiben wir stehen und machen Fotos. Die auf der Karte angegebenen Sehenswürdigkeiten verpassen wir alle. Die Straße führt immer nur geradeaus, es gibt keine Abzweigungen und auch keine Schilder.







Als es nicht mehr ganz so stark regnet, bleiben wir stehen und folgen einem angeschriebenen Wanderweg (Tall Trees) in den Wald. Wunderschön! Leider geht aber auch ein richtiger Sturm und die tall trees machen beängstigende Geräusche, so verlassen wir den Wald wieder und fahren weiter. Als wir auf der Ostseite des Loch Awe wieder Richtung Norden fahren, wird die Straße noch schmaler und teilweise liegen kleinere Äste auf der Straße. Wir sind froh, dass wir nichts aufs Dach kriegen 🙂 .
Ganz im Norden von Loch Awe liegt Kilchurn Castle – das am meisten fotografierte Castle in Schottland. Das wollen wir unbedingt sehen, aber auch hier fahren wir erst mal vorbei, weil es kein Schild gibt. Mittlerweile hat es zu regnen aufgehört und die Sonne lugt sogar ein bisschen hervor. Nachdem wir umgedreht haben und den richtigen „View Point“ gefunden haben, können wir aussteigen und ausgiebig fotografieren. Wir sind restlos begeistert. Das Castle und die Umgebung lassen uns einfach nur staunen. Wir nehmen uns viel Zeit und genießen diesen besonderen Ort.







Danach gehts erst mal zurück zur Unterkunft. Wir kochen uns eine Kleinigkeit und nachdem es wirklich zu regnen aufgehört hat, gehen wir zu Fuß zu Angus’s Gardens. Von unserer Unterkunft geht man eine knappe Stunde. Da wir uns auf Google Maps verlassen, biegen wir dann schon fast am Ende falsch ab. Aber wir können den See von Angus Gardens sehen. Es trennt uns nur ein breiter Bach – glauben wir. Nachdem wir zuerst meinen, es müsse einen richtigen Eingang geben, gehen wir zurück zur Straße zum nächsten Abzweig, aber nein, hier dürfen wir nicht durch. Also zurück, Schuhe und Socken ausziehen und durch den eiskalten Bach waten. Nur um festzustellen, dass das auch nicht der richtige Weg sein kann. Wieder zurück durch den Bach und mühsam anziehen. Kein leichtes Unterfangen auf dem matschigen und triefnassen Boden. Wir beschließen, an der Straße weiterzugehen und nicht mehr Google zu vertrauen und siehe da, ein Stück weiter gibt es einen richtigen Eingang in den Park.
Der Eintritt kostet 5 Pfund pro Person die man in eine Box geben soll. Sehr vertrauensselig diese Schotten. Wir haben kein Geld mit und so nehmen wir uns fest vor, mit dem Auto zurückzukommen und zu bezahlen. Der Park ist wunderschön!





Kurz vor 19 Uhr sind wir wieder in unserer Unterkunft. Müde, erschöpft, glücklich. Und wow – die Heizkörper sind warm. Jetzt müssen wir nicht mehr frieren.
Zwei Dinge haben für Doris eine völlig neue Bedeutung bekommen seit sie hier ist: Das Kaltduschen am Morgen nach Wim Hof ist hier nicht kalt sondern eisig.
Und das zweite: Wälder haben für sie oft etwas mystisches und sie bezeichnet sie gerne als Zauberwälder. Die Wälder die wir heute gesehen haben sind unvergleichlich – sie sind wahre Zauberwälder.
Erkenntnisse so far: Google Maps liegt auch nicht immer richtig; das Wetter hält sich nicht immer an die Wetterprognose; die schottischen Autofahrer sind sehr sehr freundlich. Auf den Single Lane Roads grüßen ALLE, wenn man ausweicht. Und auch beim Spazierengehen grüßen wirklich alle freundlich aus dem Auto, wenn man Platz macht.