Heute machen wir eine hop on hop off Tour. Wir fahren zuerst Richtung Osten, dann wenden wir uns nach Norden, dann nach Westen und schließlich wieder nach Süden, bis wir abends eine komplette Runde gemacht haben und wieder in unserer Unterkunft ankommen. Wir fahren die ganze Runde mit dem Auto und stoppen oft bei Viewpoints, um Fotos zu machen. Ein paarmal steigen wir auch aus, um Spaziergänge und Pausen zu machen.
Wir fahren zuerst Richtung Lochawe, den Loch Awe haben wir schon an Tag 2 umrundet. Wir wenden uns nun nach Norden Richtung Bridge of Orchy auf eine Single Lane Road. Auf dem Weg halten wir mehrmals an, denn es gibt hier zahlreiche Wasserfälle. In Bridge of Orchy halten wir ebenfalls, um die schöne bridge zu fotografieren. Hier treffen wir auf den West Highland Way, auf dem schon meine Schwester gewandert ist.





Weiter gehts und bald wenden wir uns Richtung Westen, wo wir durch das atemberaubende Glen Coe fahren. Zuerst fahren wir über eine weite Ebene mit vielen kleineren Seen. Die Farben sind atemberaubend! Im Tal, in das wir dann hineinfahren, reihen sich links und rechts ein Berg nach dem anderen. Ich habe noch nie so etwas Beeindruckendes gesehen. Hier geht es aber auch eindeutig touristischer zu. An den Viewpoints halten ganze Reisebusse und wieder drängen sich Leute, die sich für ein Selfie schön in Szene setzen wollen. Mir ist das echt zuwider (Doris amüsiert sich eher), ich schieße halbherzig ein paar Fotos, bevor wir zum nächsten Viewpoint weiterziehen.
Unterwegs nehmen wir auch einen Autostopper mit. Erst kommunizieren wir auf Englisch, bevor wir draufkommen, dass er Deutscher ist, dann plaudern wir weiter auf Deutsch. Ich bin so beeindruckt von diesen Bergen, dass ich vergesse, den Viewpoint für Meeting of three waters (wieder Wasserfälle) anzusagen. Macht nichts, wir bringen unseren Mitfahrer schnell zum Glencoe Visitor Centre und fahren noch mal zurück zu den Wasserfällen. Es sind nur wenige Kilometer.






Herumfahren und fotografieren kann ziemlich anstrengend sein, also gönnen wir uns in Glencoe ein Päuschen im Crafts & Things mit Tearoom. Wir hatten eigentlich gehofft, hier handbemaltes Geschirr oder kleinere Kunstwerke oder Ähnliches zu entdecken, werden aber von touristischem Klimbim enttäuscht. Mittlerweile regnet es ziemlich und wir hätten beide Lust, uns einfach im Bett zu verkriechen und den restlichen Tag zu lesen. Aber das wäre ja langweilig, also stärken wir uns kurz im Tearoom und fahren zum Lochan Naturpark in Glencoe, wo es mehrere walking trails gibt. Doris ist immer so begeistert von den stark bemoosten Wäldern und wagt sich tief in den Wald hinein, um Fotos zu machen.







Nach diesem erquickenden Spaziergang fahren wir weiter zum Viewpoint für das Castle Stalker, das wir am Vortag verpasst haben. Es regnet und es ist sehr windig, alles in allem kein schönes Outdoor Wetter. Wir überlegen kurz, ob wir schon nach Hause fahren sollen, um uns den restlichen Tag im Bett zu verkriechen. Aber eine Sache, die ich gerne sehen würde, wäre da noch. In der Nähe (wir kommen auf unserem Heimweg daran vorbei), befindet sich Glen Creran wo es ganz im Wald versteckt eine Fairy Bridge gibt. Wir möchten diese Fairy Bridge unbedingt finden, auch wenn wir den Weg dorthin nicht genau kennen.
Wir entscheiden uns, ins Glen Creran zu fahren und uns (trotz negativer Erfahrungen) von Google Maps leiten zu lassen. Wir sind mal wieder auf einer Single Lane Road unterwegs, links und rechts ziehen wunderschöne Einfamilienhäuser und Anwesen mitten im Wald vorbei und wir sinnieren darüber, ob wir in einer derartigen Abgeschiedenheit leben könnten. Laut Google Maps sind wir an der Fairy Bridge schon vorbei gefahren, obwohl wir keine weitere Straße, keinen Eingang in den Wald, nichts gesehen haben. Plötzlich ist unsere Straße zu Ende, vor uns liegen zwei Privatgrundstücke und rechts ein öffentlicher Parkplatz.
Wir machen uns zu Fuß auf die Straße zurück, vielleicht haben wir ja eine Abzweigung in den Wald verpasst. Und tatsächlich 5 Minuten später finden wir einen Weg in den Wald. Der in einer Sackgasse endet? Ach nein, da geht doch links ein schmaler Pfad steil bergauf, na schauen wir mal, wo der hinführt. Es geht eine Weile bergauf und dann nach rechts, für die Fairy Bridge müssten wir uns aber links halten. Na gehen wir mal bis zur nächsten Kurve und schauen, ob es dann nach links geht und tatsächlich macht der Weg eine scharfe Linkskurve. Auf beiden Seiten ist der Weg dicht von wilden Brombeersträuchern umwachsen, es regnet pausenlos, der Boden ist matschig. Alle paar Minuten halten wir inne, um uns an Google Maps zu orientieren. Wir überqueren Stock und Stein und hin uns wieder ein kleines Bächlein. Wir überlegen, ob wir umkehren sollen, als Doris meint, in der Ferne Steine erkennen zu können. Vielleicht die Brücke?
Tatsächlich ist es die Fairy Bridge und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Versteckt mitten im Wald liegt eine der schönsten Brücken, die wir je bestaunen durften. Hinter der Brücke rauscht ein großer Wasserfall. Wir sind stolz, dass unsere Mühe belohnt wurde und wir so etwas Eindrucksvolles abseits des Mainstream Tourismus gefunden haben. Diese Bridge ist das Highlight unseres Tages.





Glücklich, zufrieden und supermüde kommen wir zu Hause an und lassen uns ins Bettchen fallen. Laku noć!