Bei den Vorbereitungen für unsere Schottlandreise haben wir uns drei Wanderungen aus dem Wanderführer herausgesucht, die wir gerne machen würden. Eine davon war auf den Ben Arthur – auch Cobbler (Schuhmacher) genannt, im Loch Lomond und The Trossachs Nationalpark, ca. eine Autostunde von uns entfernt. Diese Wanderung war mit über 5 Stunden Gehzeit angegeben und mir war von vorneherein klar, dass ich das in meinem angeschlagenen Zustand nicht schaffen würde. Obendrein regnet es heute wieder ziemlich stark und in der Nacht hat uns ein Sturm lange wach gehalten.
Aus Mangel an Alternativen bei diesem Wetter beschließen wir dennoch in den Nationalpark zu fahren und auf dem Weg in der kleinen Stadt Inveraray zu halten. Gesagt, getan. Ich bin inzwischen so ans Linksfahren gewohnt, dass ich nicht mehr zusammenzucke, wenn mir ein Bus oder LKW entgegenkommt, yay! In Inveraray angekommen haben wir wieder mal Glück, der Regen macht eine Pause für uns und wir können ohne nass zu werden durch die Stadt schlendern. Ein süßes kleines Städtchen mit vielen süßen kleinen Shops. Das Castle ist leider geschlossen, aber wir erhaschen im Vorbeifahren ein Blick darauf.











Die Strecke bis zum Nationalpark ist einmal mehr beeindruckend, aber leider regnet es jetzt auch wieder sehr stark.



Als wir am Loch Long in Succoth ankommen, klart es auf und wir sind sehr unschlüssig, ob wir aus dem Auto steigen sollen und einen Spaziergang wagen. Wir sind beide müde und träge. Aber dann sagen wir uns, zum Ausruhen sind wir ja nicht gekommen, wir gehen einfach so weit wir wollen und können jederzeit umkehren. Ich muss Johannsen versprechen, mich nicht zu übernehmen und nur so lange gehen, wie es mir gut geht. Der Weg führt uns in dichtem Wald in Serpentinen stetig bergauf. Zum Glück nicht zu steil und wir kommen gut voran. Nach einer guten Stunde erreichen wir die Baumgrenze. Links neben uns plätschert der Buttermilchbach. Wir gehen zusammen noch ein Stück weiter, die Aussicht rund um uns ist überwältigend, obwohl sich der Cobbler in Nebelschwaden versteckt. Ein eisiger Wind weht und ich beschließe für mich, dass es genug ist. Johannsen geht noch ein Stück weiter. Während ich warte, lasse ich die Weite um mich wirken und bin dankbar, dass ich diesen Aufstieg geschafft habe und mir dieser Ausblick gegönnt ist. Im Auto habe ich noch ununterbrochen gehustet, jetzt kann ich tief atmen und der Husten scheint verschwunden.










Ein weiteres Highlight unserer Reise! Wir gehen wieder hinunter und fahren durch den Nationalpark zurück zur Unterkunft. Lange führt uns die Straße am Loch Lomond entlang. Wir sind uns einig, dass der Loch Lomond der schönste Loch ist, den wir bislang gesehen haben.
In Lochawe, kurz vor Taynuilt bleiben wir noch stehen, um uns die St. Conans Kirk anzusehen, an der wir schon mehrmals vorbei gefahren sind. Wir sind schon zu müde, um uns über die Geschichte der Kirche zu informieren, machen ein paar halbherzige Fotos und gehen wieder. Die Kirche wirkt sehr düster und ein bisschen unheimlich wie aus einem Horrorfilm. Nur über den Löwen im Kreuzgang muss ich herzlich lachen. Er hat so eine devote Haltung und einen lustigen Ausdruck im Gesicht.









Auch unser letzter Tag in den Highlands hat uns reich beschenkt. Wir sind glücklich, dankbar, müde und erschöpft. Bei dem Wetter heute Morgen hätten wir mit so einem ereignisreichen Tag gar nicht gerechnet. Morgen gehts nach Edinburgh. Wir sind schon gespannt auf den Trubel der Stadt nach einer Woche in der Abgeschiedenheit und Ruhe der Natur.
2 Antworten zu “Der Tag, den wir so nicht erwartet hatten”
Ich dachte ja, ich hätte mich in Schottland verliebt, als ich im Sommer 2017 da war. So strahlend grün wie das damals war! Jetzt aber ein leicht rötliches und leicht verregnetes bzw. vernebeltes Schottland zusehen, lässt die Liebe nur noch größer werden! Vielen Dank für die vielen schönen Bilder, die Sehnsucht und die tollen Wörter dazu!
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Danke für deinen netten Kommentar, Max. Schottland mit seinen Farben ist so vielfältig, dass man definitiv zu verschiedenen Jahreszeiten reisen sollte. Uns hat die Farbvielfalt ziemlich beeindruckt, obwohl wir auch ein bisschen auf das Grün gehofft hatten, das wir in deinen Bildern gesehen hatten. Es freut uns auf jeden Fall, dass deine Liebe zu diesem unglaublich schönen Land noch größer geworden ist!
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