Heute ist unser letzter voller Tag in Schottland, morgen fliegen wir zurück nach Wien. Wir müssen heute Abschied nehmen von unsrer Unterkunft in Taynuilt. Die lauwarmen Duschen im eiskalten Badezimmer werden uns nicht fehlen, die Highlands dagegen schon. Auf unsrer Fahrt nach Edinburgh sind wir recht ruhig und lassen uns noch ein letztes Mal von dieser einzigartigen Naturkulisse verzaubern.
Wir fahren zuerst zum Flughafen, den Leihwagen zurückgeben, was ganz unerwartet schnell von statten geht. Es ist ziemlich windig hier und wie wir fühlen, um einiges kälter als in den Highlands. Da wir sowieso nicht vor 13h in unsere heutige Unterkunft können, suchen wir uns ein warmes Plätzchen im Flughafen und machen eine kurze Pause, um unsere Lunchpakete zu essen. Danach suchen wir den Bus, der uns nach Edinburgh bringt. Wir sind begeistert und finden, dass Wien hier in Sachen Flughafentransport Aufholbedarf hat. Der Flughafenbus Airlink 100 fährt alle 10 Minuten rund um die Uhr in beide Richtungen und hält in Edinburgh an mehreren Stationen. Ein Hin- und Rückfahrticket kostet 7,50 Pfund und kann direkt beim Busfahrer gekauft werden.
An dieser Stelle möchte ich gern ein Loblied an öffentliche Busse in ganz Großbritannien singen. Egal wo in Großbritannien, das System ist überall das gleiche: man steigt IMMER vorne ein, wo man entweder dem Busfahrer ein gültiges Ticket vorzeigt oder eines kauft. Man steigt in der Mitte aus, auf keinen Fall vorne. Kein Schwarzfahren, kein Stress mit Ticketautomaten, kein Busfahrer, der einen anschnauzt, weil man kein Ticket dabei hat. Ein System, das, wie ich finde, super funktioniert und sehr viel besser als in Österreich und auch anderen Ländern ist. Der Kommentar meines Vaters dazu ist, dass es dieses System früher auch in Österreich gegeben hat und dass seit es Ticketautomaten gibt Chaos herrscht.
Wir fahren bis zur Haymarket Station und machen uns dann zu Fuß auf die Suche nach unserem Apartment, das nur ein paar Minuten entfernt liegt. Wir haben zwar ein eigenes Zimmer in der Wohnung, teilen aber WC, Bad und Küche mit zwei weiteren Zimmern. Als wir ankommen, ist niemand da, wir müssen aber gleich mal herzlich lachen über die Konstruktion, die ich Waschbeckeninsel im Vorzimmer nenne. Wir haben so etwas noch nie zuvor gesehen und Doris war ja schon in sehr vielen Airbnbs. Wir bekommen einen hysterischen Lachanfall bei der Vorstellung, dass wir hier abends in trauter Eintracht mit den anderen vor der Überwachungskamera unsre Zähne putzen.


Als Nächstes kommen wir in unser Zimmer, das eine Gesamtfläche von ca. 6m2 hat von denen aber mindestens 4,5m2 von Bett und Kasten eingenommen werden. Na, das kann ja eng werden, aber ist ja nur für eine Nacht. Nach einer kurzen Pause geht es ab, die Stadt erkunden. Ich habe mir schon ein paar Standorte für Secondhand Shops rausgesucht, ich liebe Second Hand Shoppen.
Auf unserem Weg in die Altstadt treffen wir auf den ersten Second Hand Shop. Unserer Meinung nach der beste Second Hand Shop, in dem wir je waren Zero Waste Hub. Der Shop mit Café, wo es gerettete Lebensmittel gibt, ist klein, gemütlich und heimelig. Er hat eine offene Atmosphäre, die ALLE willkommen heißt. In der Umkleide kann man auf einen Zettel schreiben, was man an sich mag und für andere hinterlassen.





Je näher wir der Altstadt kommen, desto dichter drängen sich Touristen. Natürlich gibt es hier besonders schöne Bauwerke und das Castle. Aber wir merken schnell, dass die sich hier tummelnden Menschenmassen, Souvenirshops und überteuerte, überfüllte Restaurants absolut nicht unser Ding sind und wollen einfach nur weg.





Es regnet, dauernd werden wir von Touristen angerempelt und wir haben Hunger. Also schnell weg und auf in den nächsten Pub. Nicht den Nächsten, wir spazieren noch ein Weilchen gemütlich eine Straße hinter der Universität entlang, in der sich ein Charityshop an den Nächsten reiht. Dort finden wir auch einen Pub, der vegane Optionen anbietet. Ich bin entzückt, dass mich der fesche Bartender alle Biere kosten lässt, bevor ich mich für eins entscheiden muss. An der Bartheke steht ein Schild: No Racism! No Sexism! No Homophobia! Nor any kind of Assholery! … Solche Schilder müsste es bei uns auch geben.

Mit viel zu überfüllten Mägen schleppen? rollen? wir uns Richtung Unterkunft. Einen Stop müssen wir allerdings noch machen. Schokolade! Wir müssen all die guten Schokoladen und Süßigkeiten kaufen, die es bei uns nicht gibt, mindestens ein Kilo kaufen wir.
Zurück in der Unterkunft treffen wir auf eine Mitbewohnerin, die gerade in der Waschbeckeninsel Muscheln wäscht. Wir tauschen mit ihr nur ein müdes „Hello“ aus und schlurfen in unser Zimmer. Nach unsrem lauwarmen Duschen im eiskalten Badezimmer in Taynuilt, hoffen wir jetzt endlich mal warm duschen zu können. Leider vergebens, denn diese Dusche hat nur zwei Einstellungen „eiskalt“ und „kochend heiß“. Lachend komme ich vom Duschen zurück in unser Zimmer, weil ich mir schon Doris Reaktion auf die Dusche vorstellen kann. Unsere ersehnte warme Dusche muss halt noch bis morgen warten, no biggy.
Nach einer ungemütlichen, kurzen Nacht sagen wir unsrer Unterkunft Ade und machen uns morgens früh um sechs wieder auf zum Flughafen. Check in – done, Kaffeepause – done, Sicherheitscheck – done. Boarding – done. Warten, warten, warten…endlich in der Luft…warten…endlich wieder unten. Nach der schottischen Kälte werden wir von der hiesigen Hitze fast erschlagen. Zugfahrt nach Wien, U-Bahnfahrt, Fußweg und ahhhh…endlich angekommen. Schön wars!